BESINNLICHE EINKEHR UND FESTLICHE KLÄNGE
Vom Zauber des Lambacher Weihnachtssingens
Seit 1980 ver- und bezaubert das Lambacher Weihnachtssingen des Union-Chores sein Publikum und entwickelt seine Ausstrahlung über die engere Region weit hinaus. Einer der wichtigsten Gründe hiefür ist die Tatsache, dass sich in den 33 Jahren seines Bestehens keineswegs müde Routine eingeschlichen hat. Vielmehr geht Bewährtes und Beliebtes immer wieder mit neuen Ideen und Herausforderungen eine attraktive Verbindung ein. So auch bei den heuer stets ausgebuchten Aufführungen, deren letzte am 15. Dezember durch den Besuch von Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer ausgezeichnet wurde. Eine weitere Ursache für das Phänomen der scheinbar ewigen Jugend des Lambacher Weihnachtssingens ist wohl, dass sich das Grundkonzept stets weiterentwickelt. Diesmal ist es dem geistigen Vater dieses Konzepts, Hans Haslinger, gelungen, nicht nur den Kapitel-Aufbau noch schlüssiger zu gestalten, sondern das Hirtenspiel vom Prolog bis zum Epilog fast völlig in den reizvollen musikalischen Ablauf zu integrieren. Dieser Kniff sorgte für mehr Abwechslung und sicherte den entzückenden Hirten (Claudia Feldbauer, Amelie Gerner, Jara Pilsbacher, Lea Sapp) die gesteigerte Aufmerksamkeit des Publikums. Für den humorvollen Text des Spiels und die einfühlsame Regie war wie immer Helga Spießberger verantwortlich.
Nicht minder anregend ist der wechselvolle Einsatz der musikalischen Kräfte: im Zentrum steht naturgemäß der Union-Chor; aber auch das neue Jung-Damen-Ensemble der „Saitenzicken“ (Elisabeth und Katrin Moser, Anna und Theresa Mayrhofer) spielte sich, jeweils mehrere Instrumente zwischen Harfe und Hackbrett beherrschend, schnell in die Herzen des Publikums. Genauso der beliebte Trompetenkonsort Kastenhuber (Papa Franz mit Matthias, Florian und Wolfgang), der diesmal nicht nur Trompete und Flügelhorn, sondern auch das Jagdhorn eindrucksvoll „singen“ ließ. Das musikalische Rückgrat des Chors verstärkte kompetent Stefanos Vassiliadis am Klavier und Altmeister Ernst Milla mit dem Kontrabass. Herbert Saxinger glänzte in seiner Doppelrolle als Sprecher prägnanter Texte und erfahrener Tenor. Womit sich der Kreis zum Chor schließt: Er gibt dem Weihnachtssingen die eigentliche Substanz, verziert mit den Glanzlichtern der „hauseigenen“ Solo-Stimmen: Christl Grausgruber, Anita Steinhäusler, Herbert Saxinger, Bernd Täubel, Wolfgang Famler, Heinz Kastenhuber und Josef Thaler. Als Gast gab die bei Katharina Beranova an der Bruckner Uni studierende Maria Gruber mit strahlendem Koloratursopran ein wunderbares Debut: Mozarts Halleluja aus „Exultate, jubilate“ und Max Regers „Mariae Wiegenlied“ hätten sich spontanen Beifall verdient. Erfreulicherweise entwickelt sich im Union-Chor auch ein Jugend-Ensemble, das sich mit Sopran-Solist Jakob Famler bestens präsentierte.
Im Programm scheinen viele Werke zeitgenössischer Komponisten von Fridolin Dallinger bis Alfred Hochedlinger auf. Letzterer komponierte für den Beginn den festlichen Prolog „Sieh, der Herr kommt in Herrlichkeit“, der dem Union – Chor gewidmet ist und seine eindrucksvolle Uraufführung erlebte. Damit einher ging auch ein Kernstück der gestalterischen Überlegungen Hans Haslingers: Die Betonung der Gemeinsamkeit aller Mitwirkenden mit den Zuhörern. Denn erstmals waren heuer nicht nur zum berührenden Ende des Weihnachtssingens alle zur Teilnahme am „ Andachtsjodler“ eingeladen, sondern auch zum Mitsingen des Eröffnungsstücks. Dieser Rahmen spiegelt sich auch in der Symmetrie der Textbeiträge Hans Dieter Mairingers für den Prolog, den Mittelteil und den Epilog dieses vorweihnachtlichen Musikfestes. So entfaltete es denn im hell erleuchteten Prachtsaal des Stiftes seine für Weihnachten gleichnishafte Wirkung und löste verdienten Jubel für alle Mitwirkenden und die Seele des Unternehmens aus: Den ideenreichen Gesamtleiter Hans Haslinger.